Sommer, Hitze, Konvergenz…ein Flugtag im August

Bei der Hitze der vergangenen Tage fiel die Wahl der Aktivitäten für den Sonntag bei vielen Piloten wohl klar auf Badespaß. Wie sonst ist es zu erklären, dass wir um 9:00Uhr wieder nur mit Minimalbesetzung entscheiden mussten, den einzigen anwesenden Flugschüler Alex mit ein paar Starts auf dem Puchacz zu versorgen mit dem Ziel, gegen Mittag den Flugbetrieb zu beenden und Schutz vor den hohen Temperaturen zu suchen?

Dass der Tag fliegerisch eigentlich ziemlich interessant werden könnte, war den Vorhersagen deutlich zu entnehmen:

Doch zurück zum Thema „Schutz vor Hitze“. Nachdem der offizielle Flugbetrieb des Fliegerklub mittags beendet war, wollten Sven (FAY), Robert (IGW)und Stefan (Ci) den Tag noch nicht abschreiben. Und in 2500m Höhe sollen ja auch angenehme Temperaturen herrschen. Im Westen konnte man erste Cumuli beobachten. Roland hat sich bereiterklärt, uns mit dem Schlepp-Falke der LST die nötige Anfangsenergie zu verschaffen. So hat uns Roland ans Seil genommen und ab 13:45Uhr erst den Sven auf LS4, danach Robert auf SZD-55 und zum Schluss noch mich (Stefan) auf Standard Cirrus in den Bereich der Wolken über dem Hufeisen geschleppt. Startrichtung war 20. Am Boden haben uns Kathi Franke und Götz geholfen, herzlichen Dank auch Euch beiden!

Roland hat mich sicher in 400m über der Motocross-Strecke genau in einem 2m-Bart platziert, der sogar noch bis über 3m/s ging und erst an den Wolken in 2500m endete. +8°C…..die Flucht vor der Hitze ist schonmal geglückt.

Doch was nun? Sven meldete sich über Funk aus Weimar, also ersmal in diese Richtung den Wolken folgen. Schnell habe ich Sven gefunden und wir haben entschieden, vorläufig den Aufreihungen die sich in Richtung Böhlen gebildet haben, nachzufliegen. Robert ist weiter nach SW Richtung Thüringer Wald aufgebrochen.

Auf dem Weg nach Böhlen haben wir extreme Steigwerte vorgefunden und die Fahrt wurde immer schneller.

Direkt im Dreiländereck Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen im Bereich der Tagebaue wurden die Wolken wieder dünner und wir entschieden uns zu wenden um die Wolken entlang zurückzufliegen. Erstaunlicherweise war nur in einem schmalen SW-NO ausgerichtetem Band ausgeprägte Bewölkung vorhanden, während über dem Holzland und auch im Thüringer Becken kaum Bewölkung zu sehen war. Weit im Westen lag die Front. Uns dämmerte, dass es sich bei dieser Aufreihung um besagte Konvergenz handelte. Die Wolkenbank wurde immer kompakter und ein Ende konnte man im SW nicht erkennen.

Wir sind dann fast nur im Geradeausflug unter den Wolken nach SW bis Arnstadt geflogen, wo wiederum die Wolkenbildung nachließ. Hier haben wir kurzzeitig mit Olaf (OK) aus Alkersleben gekreist. Eine neue Entscheidung mußte her, da wir nicht weiter in das zu erwartende Lee des Thüringer Waldes einfliegen wollten. Direkt zurückfliegen ging auch nicht, da im Bereich Alkersleben die ersten Schauer aus unserer Wolkenstraße fielen. Also haben wir ein Stück nach SO Richtung Rudolstadt ausgeholt.

Nach zwei Wolken war aber auch hier klar, in diese Richtung kommen wir nicht weit. So sind wir wieder zurück nach N geflogen, um im Bereich Bad Berka wieder in unsere Wolkenautobahn einzubiegen.

Und jetzte ging es richtig zur Sache! Die Konvergenz war nun voll entwickelt und hätte für uns nicht günstiger liegen können. Sie führte direkt über Jena nördlich am Flugplatz vorbei. Mit Steigwerten von teilweise 3-4m/s ging es minutenlang in Geradeausflug schnell voran. So sind wir in rasender Fahrt nochmals bis kurz vor Osterfeld gekommen, wo wir wieder kreisen mußten.

Der Blick zurück ließ uns vor Schönheit den Atem stocken! Die Schauer waren jetzt in vollem Gange. Was für ein Anblick…

Wir sind den Wolken noch etwas nach SO gefolgt und hier gab sich die Konvergenz  endlich  offen  als solche zu erkennen.

Da die Wolkenbank nun stark abregnete und die Konvergenz sich merklich auflöste, entschieden wir uns zum Rückflug aus 2800m. Es war mittlerweile auch richtig kalt und ich wünschte mir meine lange Hose. Robert war zwischenzeitlich auf NO-Kurs zurück vom Thüringer Wald. Auch er konnte die Konvergenz nutzen.

Beim Rückflug beobachteten wir in einiger Entfernung sogar noch Blitze und zwischen Weimar und Erfurt stand ein kräftiger Regenschauer, bestrahlt von der Abendsonne.

Doch dann hieß es Abschied nehmen. Im Bereich der Schauer nahm das Sinken zu. Wo eben noch starkes Steigen war, fiel alles in sich zusammen. Mit 700m über Gleitpfad entschlossen wir uns über Mellingen zum Rückflug nach Jena. Mit der Sonne im Rücken flog mein Cirrus neben Sven’s LS4 nach Hause, überwältigt von den Erlebnissen der vergangenen vier Flugstunden. Der Bodenwind hatte zwischenzeitlich auf Nord gedreht und so sind wir entgegen unserer Startrichtung auf der 02 zur Landung eingeschwebt. Nördlich des Fluplatzes standen kräftige Schauer.

Kaum zu glauben, dass wir kurz vorher genau dort entlanggeflogen sind.

Beim Hochladen der Flüge im OLC war ich ziemlich erstaunt über die Zahlen. Wir sind in 4:20h ca. 387km mit der Durchschnittsgeschwindigkeit von 97,3km/h geflogen, und das ganz locker ohne das irgendwie zu optimieren! So schnell war mein Cirrus seit wir uns kennen noch nie unterwegs.

Was hatten wir für ein Glück, dass uns die Konvergenz direkt vor die Hallentore gelegt wurde!

Manchmal muß man einfach in das Wetter vertrauen und es probieren. Nur zu oft springen die schönsten Flugerlebnisse dabei heraus. Alles was wir dafür tun müssen: FLIEGEN!

Lasst uns neugierig bleiben.

 

Hier die Flüge im OLC:

http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/daily.html?st=olc&rt=olc&df=2016-08-28&sp=2016&c=DE&sc=th

 

Text: Stefan Corbus

Fotos: Sven Thomsen

Darstellungen Temps: RASP und wetteronline.de